Velbert: Kleine Höhe „Es kann nicht sein, dass wir Landwirte immer alles ausbaden müssen“, ärgert sich Tim Neues von der Ortsbauernschaft Wuppertal. Gemeinsam mit weiteren Landwirten, Anwohnern und Interessierten kam er jetzt an der „Kleinen Höhe“ zusammen, um sich über die Pläne für dieses Gebiet auszutauschen. „In Nordrhein-Westfalen werden täglich 15 Hektar Land zubetoniert und bebaut. Das können wir uns einfach nicht mehr erlauben“, so der Milchbauer weiter. „Fläche ist nicht vermehrbar und wir können einfach nicht auf mehr auf weitere fruchtbare Böden verzichten!“ OriginalartikelLandwirte und Elterninitiative kämpfen gemeinsam um die Kleine Höhe weiterlesen
Die Landwirte präsentierten ihre Argumente für den Erhalt der Kleinen Höhe als Freifläche. Elterninitiative kündigt Kampf an.
Von Katharina Rüth
Wuppertal. Der Raps blüht leuchtend gelb und duftet süß. Der Blick kann weit über die hügelige Landschaft gleiten. „Das alles wird dann nicht mehr sein“, sagte Tim Neues, Vorsitzender der Ortsbauernschaft WuppertalWest, und macht damit deutlich, was der Bau einer Forensik für die Kleine Höhe bedeuten würde.
Die betroffenen Landwirte präsentierten gestern vor Ort erneut ihre Argumente gegen den Standort. Unterstützung erhielten sie von Anna Mahlert von der Elterninitiative Keine Forensik auf der Kleinen Höhe, die der Stadt undemokratisches Vorgehen vorwarf. OriginalartikelBauern gegen Forensik weiterlesen
Wandern gerne über die einsamen Wege: Claudia Brombach, Kai Schmidt, Armin Kromberg und Edelgard Weber (v.l.).
Neviges/Wuppertal. Wenn der Raps blüht, zeigt sich die Kleine Höhe von der schönsten Seite. Claudia Brombach spaziert liebend gern mit ihren Hunden durch das Meer aus gelben Blüten, das sich scheinbar bis zum Horizont erstreckt. „Ich habe das Gefühl, dass das hier oben noch ein Stück heile Welt ist“, sagt die 51-Jährige. Sie weiß, dass die Kleine Höhe vor ihrer Haustür nicht verschwinden wird, vielleicht aber dieses besondere Gefühl. OriginalartikelKleine Höhe: Wo die heile Welt zu verschwinden droht weiterlesen
Für den möglichen Standort der forensischen Klinik an der Stadtgrenze wurde gestern eine Aufteilungsskizze vorgestellt.
Patientengebäude, Parkplätze, Umzäunung: Wie die geplante forensische Klinik auf der Kleinen Höhe aussehen könnte, zeigte die Stadt gestern anhand einer Skizze. Danach sind an der Stadtgrenze fünf Klinik-Gebäude vorgesehen, die sich auf dem etwa fünf Hektar großen Grundstück zwischen Nevigeser Straße und Schanzenweg verteilen.
So zeigt es die Planskizze des Landesgesundheitsministeriums, nach der zwei dreigeschossige Patientengebäude geplant sind, ein Haus für Schul- und Freizeitangebote, eine Sporthalle sowie Lagerräume. „Die Zufahrt soll über den Schanzenweg erfolgen“, erläuterte Baudezernent Frank Meyer. Eine Grünfläche zur Nevigeser Straße soll entstehen, denn „eine der großen Herausforderungen ist es ja, das Vorhaben ins Landschaftsbild zu integrieren“.
RP-Online, 3. März 2016
Psychisch erkrankte Straffällige
NRW: Bürger wehren sich gegen Forensik-Klinik FOTO: Radowski
Wuppertal. Rund 750 neue Forensik-Plätze an fünf Standorten will NRW schaffen. Bis auf Hörstel gibt es überall massive Probleme. In Wuppertal entscheidet der Rat am Montag, inwieweit Bürger einbezogen werden.
Von Jörg Isringhaus
In einem Punkt sind sich alle Wuppertaler Beteiligten einig: Plätze für psychisch erkrankte Straffällige werden dringend benötigt. Nur vor der eigenen Haustür will sie niemand haben. Wird öffentlich, dass eine forensische Klinik geplant ist, gründen sich sofort Bürgerinitiativen (BI). Das ist überall im Land so. In der bergischen Metropole versuchen jedoch gleich drei BI, zwei alternative Standorte zu verhindern. Sicher ist: Eine Forensik in Wuppertal wird kommen. Genauso wie an vier anderen Standorten in NRW: Hörstel, Lünen, Haltern und Reichshof. Dort gibt es aber ähnliche Probleme. In Wuppertal will der Rat jetzt am Montag entscheiden, wie die Bürger bestmöglich am Prozess zu beteiligen sind. „Weil das Thema so emotional behaftet ist, setzen wir auf größtmögliche Transparenz“, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann. OriginalartikelBürger wehren sich gegen Forensik-Pläne in NRW weiterlesen
Betroffen ist der Bereich „in einer Tiefe von 100 m bis 150 m östlich der Nevigeser Straße (L 427) zwischen dem Schanzenweg im Norden und dem Siedlungssplitter Nevigeser Straße Hausnummer 520 bis 524 im Süden“, so die Verwaltung. Sie soll nun bei der Bezirksplanungsbehörde grünes Licht beantragen. Originalartikel Pläne für den Bau einer Forensischen Klinik weiterlesen
In Wuppertal ist am Donnerstagabend (26.01.16) eine Vorentscheidung für einen Forensik-Standort gefallen. Der Stadtentwicklungsausschuss hat sich mit den Stimmen der CDU, SPD und FDP für einen Bebauungsplan auf der Kleinen Höhe ausgesprochen.
Stimmt im März auch der Rat zu, könnte 2018 mit dem Bau begonnen werden. Allerdings ist gegen den Bebauungsplan Widerstand zu erwarten. Nicht nur von einer Bürgerinitiative. Grüne und Linke haben im Ausschuss gegen den Plan gestimmt. Sie halten das Gebiet zwischen Wuppertal und Velbert für eine besonders wertvolle Naturschutzfläche. Der Standort auf Lichtscheid sei geeigneter. Dort, will auch das Land bislang die Forensik bauen. Kann der Bebauungsplan auf der kleinen Höhe in Kraft treten, wird die Klinik dort errichtet, das hat das Land bereits zugesagt. Quelle: WDR
Dass die Grünen gestern den Forensik-Alternativstandort Röbbeck vorgeschlagen haben, ändert nichts. Das Areal ist zu klein.
Die Zeichen stehen am Standort „Kleine Höhe“ auf Bebauung. Wuppertal bietet dem Land eine formal geeignete Fläche für die Forensik an. Archiv
Neviges. Kann der Bau einer Forensik auf der Kleinen Höhe noch abgewendet werden? Diese Frage treibt Anwohner und Bürgerinitiativen derzeit um. Die Politiker der Stadt Wuppertal sind mittlerweile noch die einzigen, die daran realistisch etwas ändern könnten – auch wenn andere es versuchen.
Die Ausgangslage: Der Rat der Stadt Wuppertal wird am 7. März darüber entschieden, ob der für eine Forensik notwendige Bebauungsplan an der Kleinen Höhe aufgestellt wird. Kommt dieser Prozess ins Rollen, dann sieht NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens keine andere Möglichkeit, als dem Vorschlag der Wuppertaler zu folgen. Obwohl das Ministerium selbst den Standort Müngstener Straße in Lichtscheid im direkten Vergleich für geeigneter halte. Aber Steffens führte bei der Informationsveranstaltung in Velbert aus: „Die Kleine Höhe ist automatisch das bessere Grundstück, weil wir hier im Konsens mit der Stadt sind.“ Sobald Wuppertal den Bebauungsplan vorlegt und damit eine Alternative zur Müngstener Straße bietet, sei Lichtscheid aus dem Rennen.
Polarisierende und kontrovers diskutierte Themen, wie der Bau einer Forensik, offenbaren schnell eine unsolidarische Debattenkultur, in der gerne undifferenziert bzw. nur aus der eigenen Perspektive argumentiert wird. Das Argument “Stadtentwicklung” wird dabei wenig hinterfragt.
Die Landwirte kritisieren die Stadt und Ministerin Barbara Steffens wegen der Standortwahl.
Die Landwirte Tim Neues, Martin Dahlmann und Carsten Bröcker mit Tochter Inga. Andreas Fischer
Wuppertal. Die Anwohner sind dagegen, die Lokalpolitiker der Bezirksvertretung – und jetzt haben auch noch mal die Ortsbauern ihren Widerstand gegen die geplante Forensik auf der Kleinen Höhe bekräftigt. „Das ist ein sinnloser Flächenfraß“, kritisierten Martin Dahlmann, der stellvertretende Kreislandwirt, und seine Mitstreiter am Montag bei einer Pressekonferenz. „Ohne Not wird jungfräuliches Ackerland bebaut.“
„Jetzt redet man über Landschaftsschutz und Naturschutz. Vielleicht muss man in ein paar Jahren über Landwirtschaftsschutz reden.“ Tim Neues, Vorsitzender der Ortsbauernschaft Wuppertal-West