Die Landwirte kritisieren die Stadt und Ministerin Barbara Steffens wegen der Standortwahl.

 

Die Landwirte Tim Neues, Martin Dahlmann und Carsten Bröcker mit Tochter Inga. Andreas Fischer

Wuppertal. Die Anwohner sind dagegen, die Lokalpolitiker der Bezirksvertretung – und jetzt haben auch noch mal die Ortsbauern ihren Widerstand gegen die geplante Forensik auf der Kleinen Höhe bekräftigt. „Das ist ein sinnloser Flächenfraß“, kritisierten Martin Dahlmann, der stellvertretende Kreislandwirt, und seine Mitstreiter am Montag bei einer Pressekonferenz. „Ohne Not wird jungfräuliches Ackerland bebaut.“

„Jetzt redet man über Landschaftsschutz und Naturschutz. Vielleicht muss man in ein paar Jahren über Landwirtschaftsschutz reden.“
Tim Neues, Vorsitzender der Ortsbauernschaft Wuppertal-West

Originalartikel 

Warum überhaupt die Kleine Höhe?, fragten die Anwesenden immer wieder. Für die Landwirte biete das Gelände wichtige Ertragsflächen und vor allem gute Bodenqualität. „Wir sind auf diese Flächen angewiesen“, erklärte Tim Neues, Vorsitzender der Ortsbauernschaft Wuppertal West. Die Kleine Höhe sei zwar seit Jahrzehnten als Gewerbegebiet ausgewiesen, so Dahlmann. Aber Gutachten hätten immer wieder empfohlen, das Areal nicht zu bebauen, unter anderem wegen der schwierigen Erschließung. Jetzt, wo das Land zahle, seien diese Bedenken offenbar kein Thema mehr.

Landwirt Carsten Bröcker wies deshalb auf die Sorge hin, dass die Forensik nur der Beginn für weitere Bauvorhaben auf der Kleinen Höhe sein könnte. Denn für mögliche weitere Interessenten fielen die hohen Erschließungskosten dann als Abschreckung weg.

Sowohl an der Stadt als auch an Ministerin Barbara Steffens (Grüne) übten die Landwirte harsche Kritik. Die Verwaltung bekam ihr Fett weg, weil sie den Standort auf Lichtscheid wegen einer möglichen Wohnbebauung ablehnt, obwohl „die Stadt ja noch gar keine Hand auf dem Grundstück hat“. Und Barbara Steffens wurde gerügt, wie sie es als „grüne“ Ministerin überhaupt verantworten könne, eine solche Grünfläche zu opfern. „Das ist wahrscheinlich der einzige Standort, der auf der grünen Wiese liegt“, so Carsten Bröcker. Zudem wurde kritisiert, dass die Standortsuche „absolut im Geheimen“ stattfinde.

Wobei die Politikerin zumindest ein bisschen in Schutz genommen wurde. Dass die Planungen jetzt auf die Kleine Höhe hinausliefen, sei Schuld der Stadt Wuppertal. „Die Ministerin hat verwaltungsrechtlich gar keine andere Wahl“, so Dahlmann, weil die Stadt jetzt Baurecht für die Kleine Höhe schaffen wolle. „Der Ball liegt jetzt bei der Stadt.“

Über den Aufstellungsbeschluss für den dafür notwendigen Bebauungsplan wird der Rat am 7. März abstimmen. Die Fraktionsspitzen und der Oberbürgermeister hätten ihm aber schon deutlich gemacht, dass für sie die Kleine Höhe die geeignete Fläche wäre, so Dahlmann – da es ja einen gültigen Ratsbeschluss gebe, dass Lichtscheid nicht in Frage kommt.

Karl Bröcker brachte deshalb noch mal den Standort Scharpenacken ins Spiel. „Das ist doch schon Landesbesitz.“ Dass solch eine Standortentscheidung aber gar nicht basisdemokratisch getroffen werde, „lässt die Politikverdrossenheit steigen“.

Man werde das weitere Verfahren kritisch begleiten, kündigte Dahlmann an. „Es wird Klagen von Anwohnern geben“, weiß er. Und von den Bauern? „Nein, wir dürfen gar nicht, weil wir nur Pächter der Flächen sind.“ Tim Neues blickte aber schon einmal voraus. Man rede jetzt über Landschaftsschutz und Naturschutz. „Vielleicht muss man in ein paar Jahren über Landwirtschaftsschutz reden.“