Wuppertaler Rundschau, Donnerstag, 16. Februar 1984, Ausgabe Barmen-Mitte
„Kleine Höhe“
Landschaftsbeirat gegen Industriegebiet
In seiner letzten Sitzung gab der Landschaftsbeirat bei der Unteren Landschaftsbehörde Wuppertal eine Stellungnahme zum Plan der Stadt, auf der Kleinen Höhe Industrie anzusiedeln, ab. Die Kleine Höhe liegt in einem Schmalen Landschaftsstreifen an der Stadtgrenze zu Velbert. „Das Planungsgebiet hat einen so hohen landschaftsästhetischen und ökologischen Wert, daß sich jeder Eingriff und jede nachteilige Veränderung der gegenwärtigen Nutzung verbietet“ stellte der Beirat fest.
In der Stellungnahme wird vor allem auf die ökologische Bedeutung der Kleinen Höhe eingegangen. Sie gehört zu ei| nem Naturgebiet im Norden von Wuppertal, das von Düsseldorf bis in den bergischmärkischen Raum reicht. Eine Bebauung würde die Verbindung zwischen den Erholungsgebieten unterbrechen. Die „Brückenfunktion”, die die Kleine Höhe hat, muß erhalten bleiben, um schwere Störungen des Naturhaushaltes zu verhindern. Die Trennung einzelner Landschaftsteile voneinander würde die Lebensräume vieler Tierarten so verkleinern, daß diese vom Aussterben bedroht wären. Dazu käme, daß die Kleine Höhe ihren Naherholungswert als Wandergebiet verlieren würde.
Die Bebauung würde aber nicht nur das Öko-System der umliegenden Gebiete beeinträchtigen, sondern auch ein Stück Natur zerstören, das im „Wuppertaler Raum mittlerweile Seltenheitswert hat“, stellte der Landschaftsbeirat fest.
Besonders betroffen wäre die Vogelwelt, Habicht, Sperber, Steinkauz und Baumfalke, die hier noch zuhause sind, auf der „roten Liste“ der vom Aussterben bedrohten Tiere stehen, verlören durch Abwanderung kleiner Nager (Mäuse, Eichhörnchen) ihre Beutetiere und damit die Nahrung.
Der Beirat befürchtet auch eine Verunreinigung des Grundwassers mit SchadstOffen, die in einem Industriegebiet „mit Sicherheit zu erwarten sind“. Mehrere Quellen und Bäche werden von diesem Grundwasser gespeist. Zur Zeit sei es noch von einer „erfreulich guten Qualität“. Eine Verschmutzung des Wassers wäre dort für den empfindlichen Feuersalamander das Ende.
Viele Wuppertaler, vor allem aus der Elberfelder Nordstadt, haben mit der Kleinen Höhe ein Stück Natur in ihrer Nähe. Vom Wandern bis Zum Skilanglauf wird dieses Gebiet intensiv zur Erholung genutzt.
Um dieses „landschaftlich und ökologisch sehr wertvolle Gebiet‘ zu erhalten, schlägt der Beirat vor, umweltgefährdende Betriebe nicht aus der Innenstadt auszulagern, sondern die Umweltentlastung sollte „durch technische Maßnahmen in den Betrieben durchgeführt werden, was nach dem heutigen Stand der Technik durchführbar und Zumutbar ist.“