WZ Stadtausgabe Freitag, 30. Oktober 1981
Velbert-Neviges
Ausschuß fand keine Lösung für Industrieansiedlung Kleine Höhe
CDU stimmte gestern nachmittag zweitem Bauabschnitt der Fußgängerzone zu
Von unserem Redaktionsmitglied Virginia Steinmetz
Velbert-Neviges. Mit der Bemerkung, daß man sich den zweiten Bauabschnitt der Fußgänerzone zwischen Wilhelmstraße und Bücherei sparen könnte und auch kein Parkhaus an den Lohbachhäusern erforderlich sei, schockierte gestern abend Johannes Obermüller (CDU) die Mitglieder des Bezirksausschusses Neviges. Auch Kämmerer Karl-Dieter Schmidt-Sicking zeigte sich von dieser Äußerung sehr überrascht. Die Verwaltung hatte dem Ausschuß eine Beschlußfassung über den zweiten Bauabschnitt vorgelegt und war sicher der Ansicht, daß dieser Punkt ohne Diskussion behandelt würde, denn schließlich setzte sich gerade der Bezirksausschuß immer wieder für eine schnelle Verwirklichung einer Fußgängerzone in Neviges ein. Nach Sitzungsunterbrechung erklärte Johannes Obermüller dann aber, daß man mit dem Bau des zweiten Bauabschnittes, integriert mit Parkhaus und Brücke Richtung Hasenkampsberg, einverstanden sei.
Der Kämmerer schmunzelte nur, denn ihm wäre die Einstellung des weiteren Ausbaus der Fußgängerzone und des Parkhaus nicht ungelegen gekommen bei der finanziellen Situation der Stadt.
Daß jetzt zu Wuppertal gehörende Gebiet Kleine Höhe soll wie bekannt Industriegebiet werden. Die Stadt Neviges hatte schon 1968 bekanntgegeben, daß sie dieses einst landwirtschaftliche Gebiet freigeben wollte für die Bebauung durch die Firma Glanzstoff. Heftige Dispute gab es gestern zwischen CDU und SPD, als es um die Frage ging, wer die Industrieansiedlung in diesem Gebiet „verschuldet“ habe. Neviges stand seinerzeit unter CDU-Regierung, und auch Velbert wird von der Union im Rat geführt. Dort waren auch Beschlüsse hinsichtlich der Wünsche der Wuppertaler gefällt worden. Jetzt aber, da die Bürger protestieren wollen, will keiner den schwarzen Peter haben, und jeder sagt zu, hier helfen zu wollen. Doch der Zug scheint schon abgefahren, denn Wuppertal hat feste Pläne für dieses Gebiet, wenngleich auch nicht feststeht, welche Betriebe angesiedelt werden. Wie die Verwaltung mitteilte, bleibt aber zwischen der geplanten Ansiedlung und der Bebauung in Neviges ein Zwischenraum von 600 Meter Luftlinie. Die interessierten Bürger gingen aber gestern nach der Sitzung ohne konkrete Vorschläge, wie sie sich gegen die Industrie vor ihrer Haustüre wehren können, nach Hause. Man legte ihnen Einsprüche nahe, erläuterte aber nicht, an wen man sich nun konkret zu wenden habe. Die SPD in Neviges hat bereits Kontakte zu den Wuppertaler Sozialdemokraten geknüpft, um sich über die vorliegenden Pläne aus erster Hand zu informieren.
Schon spannend:
Also vor exakt einem halben Jahrhundert entstand die Idee einiger Politiker in Neviges, ein Gelände mitten im Landschaftsschutzgebiet für Gewerbe auszuweisen.
Grund genug, diese nicht enden wollende Fehlplanungen aufzugeben, sich einen historischen Irrsinn einzugestehen und den Grünzug im Landschaftplan auszuweisen als das was er ist: Freifläche!
Eine grüne Landesregierung hat es nicht geschafft, die ökologische Fehlplanung zu unterbinden. Ob es eine schwarze Landesregierung schafft, die ökonomische Fehlplanung ad akta zu legen? Wird womöglich ökonomischer Sachverstand 50 Jahre Fehlplanungen beenden?