Carl Emde und Christina Weimann kämpfen seit Jahren gegen eine Bebauung – und kritisieren die Gutachten für das Areal.

Carl Emde und Christina Weimann zeigen einen alten Plan der Kleinen Höhe. Foto Stefan Fries

Velbert/Wuppertal.
Carl Emde und Christina Wiemann erzählen vom Rotmilan und Neuntöter. Von alten, längst vergessenen Höfen und Bachläufen. Dabei stehen sie an der Kreuzung Schanzenweg/Schanzenweg und schwärmen von der Natur rundherum. Wer ihnen zuhört, vergisst glatt, dass er sich eigentlich noch auf dem Stadtgebiet der Bergischen Metropole befindet. „Und das will man zerstören?“, fragen die beiden mit Blick auf die Forensik-Pläne, die wie ein Damoklesschwert über der Kleinen Höhe hängen.
Originalartikel

Emde, der genau auf dem Grenzgebiet – „ich habe sogar eine Velberter und eine Wuppertaler Postanschrift“ – einen Bio-Hof betreibt, will das ebenso wenig wie seine Lebensgefährtin hinnehmen. Dass die Kleine Höhe noch so ist, wie sie ist, sei ein echter Glücksfall „angesichts der fortschreitenden Urbanisierung“, erklärt der ehemalige Tierarzt, der seinen Hof 2001 in einer Zwangsversteigerung erstand – vor allem auch deshalb, um auf dem Areal ein mögliches Gewerbegebiet „Kleine Höhe II“ zu verhindern. Das klappte, auf den 30 Hektar gibt es jetzt hauptsächlich Obstbäume.

Kritik: Gutachten sind zum Teil veraltet

Wie es auf dem für die Forensik angedachten Gelände weitergeht, beobachten er und seine Lebensgefährtin deshalb genau. Seit Jahrzehnten gebe es für die gesamte Kleine Höhe Vorschläge für ein Gewerbegebiet, erinnert sich der 62-Jährige – und seit Jahrzehnten auch Widerstand, etwa aus der Bezirksvertretung oder von der Bürgerinitiative Kleine Höhe, der sich Emde „lose verbunden“ sieht. Es ginge dabei um Widerstand gegen eine Bebauung an sich, nicht der Forensik als solcher, betont er.

Wenn wirklich nur die beiden Standorte Kleine Höhe und Lichtscheid in Wuppertal in Frage kämen, müsse man die Fakten betrachten. „Die Müngstener Straße ist ja schon durch eine Bebauung versiegelt.“

Eine Forensik dort hätte deutlich weniger Folgen für die Umwelt, sind Emde und Wiemann überzeugt – wohlwissend, dass es einen bindenden Ratsbeschluss gibt, der auf Lichtscheid Wohnbebauung vorsieht. Das sei nicht Bürgerwille, sondern „das will die Politik“, ärgert sich Wiemann, die ebenfalls einen Biohof betreibt.

Der Umweltgedanke spiele bei der bisherigen Planung für die Kleine Höhe deshalb eine entscheidende Rolle. Die Kleine Höhe sei wichtiger Bestandteil eines Grüngürtels zwischen den Städten, sozusagen der Engpass.

Letzter Ausweg: Der juristische Weg

Emde kritisiert vor allem die bisherigen Gutachten, die teilweise auf alten beruhen beziehungsweise gar nicht aktualisiert worden seien. Die Umweltverträglichkeit sei zum Beispiel zuletzt 2008 geprüft worden, sagt Emde. Damals war es noch um Windräder gegangen. Der Artenschutz müsse aber völlig neu betrachtet werden. Den geschützten Rotmilan habe es damals noch gar nicht gegeben, „jetzt ist er aber da“. Überhaupt müssten die Gutachten auf den neuesten Stand gebracht werden, in allen Punkten, argumentiert Emde.

Er gibt sich optimistisch, dass die Forensik nicht auf der Kleinen Höhe gebaut werden wird. „Der Zeitplan ist knapp“, sagt er mit Blick darauf, dass das Land bis Ende 2017 Baurecht haben will. Notfalls, das räumt Emde ein, gebe es auch noch den juristischen Weg. „Wenn es notwendig ist, würde ich auch klagen.“

Quelle: Westdeutsche Zeitung