Pfarrer Jörg Hohlweger: „Vertrauen auf eine konstruktive Lösung“
In einem offenen Brief hat der Vorstand der Bergischen Diakonie Aprath Stellung genommen zum möglichen Bau einer Forensischen Klinik auf dem Gebiet der Kleinen Höhe. Die Diakonie hatte zuvor selbst ein Gelände angeboten, die Verhandlungen mit dem Land NRW aber abgebrochen. Auch die Bürgerinitiative „Keine Forensik auf Lichtscheid“ liefert einen weiteren Diskussionsbeitrag.
Pfarrer Jörg Hohlweger, Theologischer Vorstand: „Seit über 100 Jahren leistet die Bergische Diakonie auf ihrem ausgedehnten Gelände in Wülfrath-Oberdüssel soziale Arbeit. In dieser Zeit ist ein großes, komplexes und vor allem leistungsfähiges Hilfesystem gewachsen. Unzählige Menschen haben hier Hilfe gefunden und finden sie täglich. Kinder und Jugendliche mit Erziehungsproblemen, psychisch kranke und behinderte Erwachsene sowie alte und pflegebedürftige Menschen nehmen die Angebote auf unserem Gelände in Oberdüssel in Anspruch.
Dem geplanten Bau einer forensischen Klinik auf dem benachbarten Areal der „Kleinen Höhe“ sehen wir als Bergische Diakonie aus zwei Gründen gelassen entgegen.
Zum einen leisten wir seit über 10 Jahren forensische Nachsorgearbeit und kennen sowohl die Herausforderungen als auch die Risiken dieser Arbeit. Als Bergische Diakonie befürworten wir deshalb uneingeschränkt die Notwendigkeit der Therapiearbeit mit nicht schuldfähigen psychisch kranken Straftätern unter den geltenden hohen fachlichen und sicherheitstechnischen Standards. Für uns wäre eine benachbarte forensische Klinik zunächst kein Gefahrenszenario sondern eine notwendige gesellschaftliche Aufgabe, der sich potentielle Nachbarn in einem sachlichen Dialog stellen sollten.
Zum anderen war die Bergische Diakonie über zwei Jahre lang selbst aktiv am Prozess der Entwicklung eines Forensikstandortes auf ihrem eigenen Gelände beteiligt. Aus dieser Erfahrung heraus kennen wir die fachliche Sorgfalt und Kompetenz, mit der eine Standortentscheidung seitens des Landes NRW vorbereitet wird. Wir gehen deshalb davon aus, dass das Land im Gespräch mit uns die fachlichen Fragen, die durch den Neubau einer Forensik in unserer Nachbarschaft für bereits bestehende soziale Angebote entstehen können, konstruktiv lösen wird. Wir glauben nicht, dass irgendjemand ein Interesse daran haben kann, eine über lange Jahre gewachsene und in ihrer Qualität anerkannte soziale Arbeit durch andere Formen sozialer Arbeit zu gefährden. Mit dieser Haltung planen wir weiterhin die notwendigen baulichen Entwicklungsmaßnahmen an unseren Gebäuden.
Durch die Rücknahme unseres Grundstücksangebotes an das Land NRW haben wir einen Perspektivwechsel vollzogen. Wir sind aus der Position des aktiven Mitgestalters in die Rolle eines eher passiven Anliegers gewechselt. Das zu tun, war unsere eigene Entscheidung, die wir nach einem schwierigen Abwägungsprozess treffen mussten und deren Konsequenzen wir tragen.
Die Gründe für diese Entscheidung lagen insbesondere in einem sich stetig erhöhenden wirtschaftlichen Risiko für die Bergische Diakonie durch immer neue Anforderungen an eine Verlegung unserer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen. Innerhalb eines von Beginn an klaren Verhandlungsrahmens konnten und wollten wir unseren Verhandlungspartnern am Ende nicht mit unangemessenen finanziellen Forderungen begegnen.
Die durch unsere Entscheidung entstandenen Irritationen bedauern wir nach wie vor, sind zugleich aber zuversichtlich, dass sich die Entscheidung für einen geeigneten Forensikstandort im Landgerichtsbezirk Wuppertal konstruktiv herbeiführen lässt. Soweit wir als Bergische Diakone an diesem Prozess mitwirken können, werden wir das tun.“
Die Bürgerinitiative „Keine Forensik auf Lichtscheid“ ermuntert die Diakonie unterdessen, „ein neues Angebot an das Land für eine Forensik auf Aprath zu prüfen“. Sprecher Georg Weber: „Es ergibt sich jetzt eine neue Lage, die man im BDA-Vorstand eventuell nicht genug bedacht hatte. Unserer Meinung nach lohnt es sich im Lichte der jüngsten Entwicklung, wenn die BDA zur ursprünglichen, von allen damals als optimal angesehenen Lösung zurückkehren würde.
Und weiter: „Zwar ist die Nähe der Wohnbebauung und der Kinder- und Jugendeinrichtungen zum Gelände auf Lichtscheid einzigartig und die Situation an der Kleinen Höhe damit nicht vergleichbar, die beste Lösung bleibt aber in unseren Augen nach wie vor ein Standort Aprath. Wir können uns weiterhin einen dritten Weg vorstellen und bitten alle Beteiligten, dafür offen zu sein. Zeit genug ist bis Ende 2017. Eine Einengung auf Lichtscheid als Plan B ist daher nicht nötig.“ Klar sei aber auch, so die BI: „Klar ist aber auch: Sollte die BDA kein Angebot machen und kein drittes Gelände vorgeschlagen werden, ist die Stadt schon durch ihre Ratsbeschlüsse festgelegt, die Planung an der Kleinen Höhe umzusetzen.“
Quelle: Rundschau online