WZ Freitag, 25. September 1981
Wuppertaler Nachrichten
Bezirksvertretung Uellendahl-Katernberg tagte vor Ort
Von unserem Redaktionsmitglied Frank Hänschen
Am 30. März dieses Jahres hat der Stadtrat den Aufstellungsbeschluß für ein Industriegebiet an der Grenze zu Neviges gefällt. Es handelt sich um eine nutzbare Fläche von knapp 25 Hektar auf einem Hügel, der sich „Kleine Höhe“ nennt.
Anhörung
Vor der regulären Sitzung der Bezirksvertretung Uellendahl-Katernberg war jetzt im Kinderheim am Jagdhaus eine Bürgeranhörung anberaumt. Wie zu erwarten, hatte der Planungsamtsvertreter Spiecker keinen leichten Stand. Während sich die Fragen, weshalb ein Industriegebiet ausgerechnet hier angesiedelt werden solle, noch mit dem Hinweis auf den eklatanten Mangel an derartigen Flächen in Wuppertal beantworten ließen, konnte – und mußte – der Verwaltungsmann nur noch schweigen, als die Anlieger der Stadt und dem Vorbesitzer des Grundstücks, der Firma Glanzstoff, schlichtweg Spekulation vorwarfen. Glanzstoff habe das Grundstück an der Nevigeser Straße einst den Bauern abgekauft, um dort Gebäude für Verwaltung und Forschung zu errichten, wußten die Bürger. „Gewerbegebiet“ hieß das StichWort. Nachdem diese Pläne fallen gelassen wurden, kaufte im vergangenen Jahr die Stadt Wuppertal das Gebiet – abgeblich zu einem erheblich höheren Preis. Nun soll es mit beträchtlichem Kostenaufwand zu einem Industriegebiet hergerichtet werden, bezugsfertig ab 1983. Eine noch nicht bekannte Zahl von Betrieben, die alle aus Wuppertal stammen, wird hier eine neue Heimat finden.
Nur Gewerbe?
Mit den Neubauten auf der Kleinen Höhe hatte sich die Mehrzahl der versammelten Bürger wohl schon abgefunden, doch gegen den Begriff „Industriegebiet“ wehrten sie sich kräftig. Auf der anschliessenden Sitzung kündigten einige Bezirksvertreter an, sich eventuell dafür einzusetzen, daß es bei einem „Gewerbegebieto bleibe. Wie sieht die Planung aus? Die Erschließung des Gebietes ist über eine neue Stichstraße von der Nevigeser Straße geplant. Die charakteristische Baumgruppe auf der Kuppe und der Asbrucher Bach sol– len möglichst erhalten bleiben. Zu den nächsten Wohnungen bleibt ein MindestabStand von 500 Metern. Der AuSSchuß für Wirtschaftsförderung hat dem Industriegebiet bereits zugestimmt. Die Ergebnisse der Bürgeranhörung werden in das weitere Bauleitplanverfahren einfließen, ein Protokoll über die Veranstaltung geht den Stadtverordneten zu.
Wer will schon Industrie als Nachbarn haben?
Was haben ein Busbahnhof, ein Industriegebiet und ein Behindertenheim gemeinsam? Ganz einfach: Keiner will so etwas in Seiner Nachbarschaft haben. Auf dieser Linie lagen auch die Bürger in der Nachbarschaft der „Kleinen Höhe“, denen der Ausblick auf grüne Hügel in Zwei Jahren durch Fabrikhallen Verbaut Werden soll.
Ihr Unmut ist irgendwie schon Verständlich, ebenso ihre Taubheit, Wenn es heißt, in Wuppertal würden Industrieflächen nun einmal dringend gebraucht. Aus eben diesen Gründen sollten Sie wenigstens das Gefühl haben, ausreichend Zu Wort Zu kommen. Im Fall „Kleine Höhe“ War die Anhörung der Bezirks Vertretung Vorgeschaltet. Eine Stunde Zeit war eingeplant. Durch Verspäteten Beginn und häufige Wiederholungen – die Bürger legen eben nicht Solch rednerisches Wohlverhalten an den Tag Wie die Parlamentarier – blieb effektiv Vielleicht eine halbe Stunde. Das ist. Zu wenig. Die Erregung der Bürger wird nicht gelindert, indem man Sie abschneidet. Die Zeit der öffentlichen Anhörungen muß nach hinten Variabel Sein. Besonders gelackmeiert fühlen die Bürger sich dann, Wenn Sie noch in der anschließenden Sitzung der Bezirksvertretung ausharren, Weil hier derselbe Punkt noch einmal zur Diskussion steht, und erleben müssen, daß Ohne Beschlußfassung vertagt wird. Auf ein Neues! F.H.